Umrundung der Grube 7 in Gruiten-Haan
Vom Steinbruch zum Naturschutzgebiet
Die Grube 7 ist ein ehemaliger Kalksteinbruch mit dazugehörigem Klärteich im Haaner Ortsteil Gruiten und wird im Westen durch die naturnah fließende und mit einem eschenreichen Auwald gesäumte Düssel begrenzt. Das seit 1997 als Naturschutzgebiet ausgewiesene Gebiet ist ein Beispiel für einen „Lebensraum aus Menschenhand“, in dem sich ganz eigene Biotope und Ökosysteme entwickeln. Von 1899 bis 1966 wurde dolomitischer Massenkalk aus dem Gruiten-Dornaper Massenkalkzug abgebaut und als Ausgangsstoff für feuerfeste Materialien verwendet.
Der handwerkliche Abbau der Kalkwände ist hier übersprungen worden und man begann direkt mit höher entwickelten Techniken, wie Sprengungen, industriell vorzugehen. Zu der geschaffenen Abbaulandschaft gehörten ebenfalls Gleisanlagen sowie Seilbahnen für den Abtransport.
Nach Einstellung der Abbautätigkeit aus Rentabilitätsgründen begann die Stadt Haan den Steinbruch zu rekultivieren und zu einem Naherholungsgebiet herzurichten, da die Grube zu einem Großteil mit Grundwasser gefüllt war. In den 1980er Jahren sank der Wasserspiegel aufgrund von geologischen Aktivitäten im kluftigen Kalkgestein rapide ab, ist aber mittlerweile durch einen künstlich geschaffenen Grundwasserkreislauf zwischen dem Kalksteinbruch in Hahnenfurth und der Grube 7 stabil. Für die Grube 7 sind ausgeprägte Steilwände im klüftigen Kalkgestein charakteristisch. Weitere Standortbedingungen, wie die hohe Sonneneinstrahlung auf steile Wände, offene Böden, Büsche und Bäume als Windbarriere und nicht zuletzt die Ungestörtheit fördern einen attraktiven Lebensraum für eine wärme- und kalkliebende Flora und Fauna. Eine Steinbruch-Flora kann sich auf den offenen Kalk-Rohböden besonders leicht ansiedeln und so finden sich in der Grube 7 botanische Raritäten wie Orchideenarten, die vorher im Kreis Mettmann nicht bekannt waren. In weniger sonnenverwöhnten Nischen in den Felsen entwickeln sich interessante Moose und Farne. Bezüglich der Fauna kann man von einem Eldorado für Schmetterlinge und Vögel sprechen, die in ungewöhnlichem Artenspektrum auf engem Raum vorkommen. Neben der Hauptwasseransammlung in der Größe eines Sees von 600 mal 300 Meter Ausdehnung auf der Sohle befinden sich zahlreiche kleinere Gewässer in dem Gebiet. Diese Feuchtbiotope sind ein besonders attraktiver Lebensraum von Amphibien und Libellen und es finden sich auch seltene Armleuchteralgen unter Wasser. Ein dazugehöriger ehemaliger Klärteich nördlich der Grube ist heute vollständig bewaldet. Insgesamt wird auch an diesem Steinbruch sowie den dazugehörigen Strukturen, wie dem Klärteich, deutlich, wie eine dynamische Aneignung und Umwandlung der Natur durch den Menschen durchaus langfristig eine neue, attraktive Landschaft entstehen lassen kann.